Sicherheit am Berg: Vorbereitung und Verhaltensregeln für deine Wanderung
Der Bergsommer ruft und zieht Wanderer und Naturliebhaber aus der ganzen Welt in die Alpen. Egal, ob du ein erfahrener Bergsteiger bist oder dein erster Wanderurlaub bevorsteht: Die Faszination und das Gefühl der Freiheit, das man in den Bergen erlebt, ist unvergleichlich. Doch wie bei jedem Outdoor-Abenteuer ist gute Vorbereitung wichtig, um das Erlebnis nicht nur unvergesslich, sondern vor allem so sicher wie möglich zu gestalten.
In diesem Artikel möchten wir dir die wichtigsten Vorbereitungsschritte und Verhaltensregeln an die Hand geben, damit deinem Gipfelglück nichts mehr im Weg steht. Von der richtigen Ausrüstung über die Wetterbedingungen bis hin zur Planung der Route – es gibt zahlreiche Faktoren, die entscheidend für deine Sicherheit sind. Denn nur wer gut informiert und ausgerüstet ist, kann unsere wundervolle Bergwelt in vollen Zügen und ohne Gefahr genießen.
Die richtige Vorbereitung
Wie für jedes Outdoor-Abenteuer gilt: Gute Vorbereitung ist das A und O! Dabei muss deine geplante Route nicht unbedingt neue persönliche Höhenrekorde aufstellen oder besonders viele Kilometer umfassen. Unfälle und falsche Entscheidungen passieren häufig leider vor allem dort, wo man sich vermeintlich sicher fühlt und deshalb den einen oder anderen Schritt in der Planung auslässt.
Realistische Selbsteinschätzung
Gesundheit, Kondition und Erfahrung gehören zu den wichtigsten Punkten, die du bei deiner Planung berücksichtigen solltest. Fühlst du dich konditionell gewappnet und fit genug für die geplante Wanderung? Reicht deine Energie und Konzentrationsfähigkeit auch für einen langen Rückweg? Passt deine Erfahrung in den Bergen zu der ausgewählten Route und deiner Wandergruppe? Bist du trittsicher und schwindelfrei genug für einen anspruchsvollen roten oder schwarzen Bergweg? Mit dieser Selbsteinschätzung legst du den Grundstein für ein erfolgreiches Abenteuer in den Bergen.
Tourenplanung, Wetterverhältnisse und ein Plan B
Mindestens genauso wichtig wie deine Selbsteinschätzung ist eine umfassende Tourenplanung. Studiere Tourenbeschreibungen und Schlüsselstellen deiner bevorstehenden Wanderung, markiere Pausenmöglichkeiten und Berghütten und informiere dich bei Bergschulen, dem Alpenverein oder der Tourismus Information über die aktuelle Wegbeschaffenheit.
Nicht nur bei Mehrtagestouren solltest du dich außerdem unbedingt mit dem Wetterbericht auseinandersetzen. Gerade in den Bergen können sich die Verhältnisse oft minutenschnell verändern und aus Sonne wird Regen - oder in der Nebensaison sogar Schnee.
Tipp: Schaue dir auf Webcams die aktuelle Wetterlage an, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was dich in den Höhen erwartet.
Und sollte es doch mal anders kommen als gedacht, ist es immer gut, einen Plan B parat zu haben. Gibt es eine Bergbahn, die dich alternativ zum geplanten Wanderweg sicher zurück ins Tal bringen kann? Kann die Route ggf. verkürzt werden, wenn das Wetter doch nicht mitspielen sollte? Bis zu welchem Punkt der Wanderung ist eine Umkehr noch möglich oder sinnvoll?
Vollständige Wanderausrüstung
Wenn du die oben genannten Punkte berücksichtigt hast, geht es im nächsten Schritt um die richtige Wanderausrüstung. Hier kommen unsere Empfehlungen für deine Tour in den Bergen:
- Wanderschuhe mit gutem Profil und einem hohen Schaft, um die Knöchel zu schützen
- Ein bequemer und ausreichend großer Rucksack entsprechend der Dauer deiner Wanderung
- Warme Kleidung im Zwiebelprinzip: Mehrere Schichten, bestehend aus Funktionsshirt, einem wärmenden Layer (z.B. Fleece) und einer Wind- bzw. Regenjacke. Bei höher gelegenen Touren und in der Nebensaison ggf. auch Schlauchschal, Mütze und Handschuhe
- Sonnenbrille, Sonnenhut oder Cap sowie Sonnencreme
- Eine aktuelle Wanderkarte - entweder offline verfügbar auf dem Smartphone oder in gedruckter Form im Wandergepäck
- Ausreichend Flüssigkeit, vor allem im Sommer. Hier eignen Trinkblasen, die du im Rückenfach deines Rucksacks verstauen kannst.
Kohlenhydratreicher Proviant, zum Beispiel Proteinriegel
- Wanderstöcke und bei Wanderungen jenseits der Schneegrenze Grödel für mehr Halt auf vereisten Flächen oder Altschneefeldern
- Ein kleines Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke
- Handy mit ausreichendem Akku, bei langen Touren ggf. mit einer zusätzlichen Powerbank
Informiere andere über deine Pläne
Unabhängig davon, wie lang und schwer deine Tour ist, sollte es immer jemanden geben, der von deinen Plänen weiß und gegebenenfalls Alarm schlagen kann, solltest du nicht zur geplanten Zeit zurückkehren. Das können Freunde oder Familienmitglieder sein oder die Gastgeber deiner Unterkunft.
Verhaltensregeln am Berg
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen und dein Bergabenteuer beginnt. Damit du und deine Mitwanderer so sicher wie möglich zum Ziel kommen, solltest du einige Verhaltensregeln beachten.
Bleibe auf markierten Wegen
Auch wenn die Aussicht abseits des Hauptwegs verlockend ist oder du glaubst, eine Abkürzung entdeckt zu haben: Bleibe bei deiner Bergtour unbedingt auf den markierten Wegen, denn nur hier entsprechen die Bedingungen der angegebenen Schwierigkeit und Wegbeschaffenheit. Vor allem beim Wandern auf steilen Geröllhängen, Schneefeldern, Gletschern und bei Nässe gilt zusätzliche Vorsicht. Falls dir Nebel die Sicht nimmt oder du aus anderen Gründen die Orientierung verlieren solltest, kehre zur letzten Markierung zurück und orientiere dich neu.
Vermeide Steinschläge
Beim Aufstieg auf unbefestigten Wegen und Geröllfeldern gilt besondere Vorsicht, denn schon ein kleiner loser Stein kann großen Schaden anrichten, indem er größere Steine in Bewegung setzt oder durch die Fallhöhe stark beschleunigt. Solltest du doch einmal einen Stein lostreten, warne andere Wanderer hinter dir sofort und unmissverständlich. Außerdem gilt: Besonders steinschlaggefährdete Stellen wie Felsüberhänge sollten einzeln und zügig passiert werden.
Der Langsamste bestimmt das Tempo
Wenn du Teil einer Wandergruppe mit unterschiedlichen Fitness-Leveln bist, sollte die Geschwindigkeit unbedingt an das schwächste Glied der Gruppe angepasst sein. Nur so kann sichergestellt werden, dass alle Beteiligten die Wanderung genießen können und sicher ans Ziel gelangen. Grundsätzlich gilt: Lieber langsam starten und ausreichend Zeit für Pausen einplanen, damit die Energie für die gesamte Tour reicht. Bedenke auch: Zeitangaben in Wander-Apps wie Outdooractive oder Komoot geben zwar einen Anhaltspunkt zur Dauer der Tour, beschreiben aber meist nur die reine Gehzeit.
Bei Wetterumsturz Ruhe bewahren
Zwar sind die Tage im Sommer länger, dafür drohen am Nachmittag oft kräftige Hitzegewitter, die schnell zur Gefahr werden können. Besonders Ganztagestouren solltest du deshalb besser so früh wie möglich starten - auch, um während der Mittagshitze schon einen großen Teil deines Aufstiegs hinter dir zu haben.
Solltest du dennoch in einen Wetterumsturz geraten, heißt es vor allem Ruhe bewahren. Vermeide bei Gewitter exponierte Stellen wie Gipfel oder Grate, an denen du schlecht Halt und Schutz finden kannst. Entferne dich von wasserführenden Rinnen und vermeide alleinstehende Bäume. Wenn die nächste Alm oder Hütte zu weit entfernt ist, suche einen möglichst geschützten Ort, um die Gewitterwolken vorbeiziehen zu lassen und mache dich dort auf einer isolierenden Unterlage so klein wie möglich. Metallene Gegenstände wie Stockspitzen oder Karabiner lege mit etwas Abstand ab, da sie potenzielle Einschlagpunkte sind.
Extremsituation Bergunfall
Kommt es trotz Umsicht und guter Vorbereitung zu einem Unfall, heißt es, einen kühlen Kopf zu bewahren und so gut wie möglich die Rettungskette ins Rollen zu bringen. Versuche mit allen Mitteln auf dich aufmerksam zu machen - mit dem Handy, lauten Rufen und Winken mit Kleidungsstücken. Leiste wenn möglich erste Hilfe, aber nur wenn du dich dabei nicht selbst in Gefahr bringst. Lasse einen Verletzten nie alleine in den Bergen zurück, sondern warte auf die Rettungskräfte der Bergwacht. Diese erreichst du in ganz Europa unter der Nummer 112.
Manuel & Maren
Content Creator & Reiseblogger
Knapp drei Jahre durften wir die wunderschöne Bergwelt rund um Garmisch-Partenkirchen unsere Wahlheimat nennen und haben so ziemlich jede Wanderung unternommen, die die Region zu bieten hat. Immer mit dabei: unsere Kamera! Denn mindestens genauso sehr wie das Wandern selbst lieben wir es, unsere Erlebnisse in Bild und Text zu verewigen.
Mittlerweile haben wir unsere Wohnung am Fuße der Zugspitze gegen unseren selbst ausgebauten Camper getauscht, mit dem wir seit Ende 2022 durch Europa reisen. Auf unserem Blog Roadtrip the World sowie auf unserem Youtube und Instagram Kanal nehmen wir dich mit auf unsere Reisen entlang der schönsten Straßen dieser Welt und ganz sicher auch immer mal wieder in die Zugspitzregion.